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Ambulanz für Lern- und Leistungsstörungen

Therapeutisches Konzept


Das breite kinder- und jugendpsychiatrische Behandlungsangebot am Gesundheitszentrum Walstedde wurde im Jahr 2015 um eine Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) für Kinder und Jugendliche mit emotionaler Problematik im schulischen Kontext erweitert.

Diese richtet sich an Schüler*innen und deren Familien, die durch ihre schulischen Leistungen nicht nur unter den schulischen Anforderungen, sondern auch unter den daraus resultierenden emotionalen Problemen (sog. Sekundärproblematik) leiden und deshalb Unterstützung benötigen.

Wir betreuen in der Institutsambulanz Kinder und Jugendliche mit sogenannten Teilleistungsstörungen im Bereich des Schriftspracherwerbs (beim Lesen und Rechtschreiben) und in den mathematischen Fertigkeiten.

Lese-Rechtschreibstörung (LRS) / Dyslexie:

Eine LRS ist charakterisiert durch ein massiv erschwertes Erlernen des Lesens und/oder der Rechtschreibung bei deutlich besseren allgemeinen geistigen Fähigkeiten. Die Schwierigkeiten sind nicht durch körperliche oder psychische Störungen bzw. eine unzureichende Beschulung bzw. Förderung zu erklären.

Die Symptome einer LRS ändern sich im Laufe der Zeit. In der ersten Klasse haben Schüler*innen häufig große Schwierigkeiten beim Erlernen der Buchstaben, ihnen fällt es schwer zu verstehen, dass Buchstaben stellvertretend für einzelne Laute stehen und sich diese zu merken. Später können Rechtschreibregeln oft beim Schreiben nicht ausreichend angewandt werden, so dass es zu vielen Fehlern in der Rechtschreibung kommt. Darüber hinaus zeigen die Schüler*innen Schwierigkeiten, einzelne Buchstaben zu erlesen, diese später zu Silben zusammenzuschleifen und den Sinngehalt des Erlesenen zu begreifen.

LRS-Schüler*innen haben zunächst vorrangig im Deutschunterricht Probleme, ähnliche Schwierigkeiten zeigen sich später häufig auch in den Fremdsprachen. Da korrektes Lesen und Schreiben auch für die meisten anderen Schulfächer von zentraler Bedeutung sind, stellen sich im Verlauf weitere Probleme in anderen Fächern ein, da es nicht gelingt, Anweisungen von der Tafel korrekt oder ausreichend schnell zu erfassen oder den Stoff aus den Schulbüchern zu erarbeiten, weil die Zeit für das Lesen der Texte nicht ausreicht.

Rechenstörung / Dyskalkulie:

Die Dyskalkulie beschreibt eine Störung mit ausgeprägten Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens. Die Defizite betreffen vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten (Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division), weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie oder Differential- und Integralrechnung benötigt werden.

Die Rechenschwierigkeiten beginnen meistens mit dem Schulbeginn. Es kann jedoch sein, dass Lernschwierigkeiten erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Schule bemerkt werden, wenn die Schüler*innen ein allgemein hohes Lern- und Leistungsniveau aufweisen. Rechenschwierigkeiten zeigen sich vor allem durch Defizite im Mengen- und Zahlenverständnis, in der Zählfertigkeit sowie bei einfachen Additions- und Subtraktionsaufgaben. Schüler*innen mit einer Rechenstörung machen immer wieder die Erfahrung, trotz großer Anstrengung an einfachen Rechenaufgaben zu scheitern. Aufgrund der erlebten Misserfolge können sie eine Mathe- oder Prüfungsangst entwickeln, was zu allgemeinem Vermeidungsverhalten führen und dann auch negative Auswirkungen auf andere Schulfächer haben kann.

Neben den beschriebenen Teilleistungsstörungen sehen wir häufig folgende Sekundarproblematik:

  1. Emotionale Schwierigkeiten/Verunsicherung: Leistungsängste, überempfindliche Reaktionen auf Kritik und eine Neigung zu Stimmungsschwankungen. Ausbildung von Schulunlust und Schulangst. Geringes Selbstvertrauen, Resignation

  2. Psychisch bedingte, körperliche (psychosomatische) Beschwerden: Im Zusammenhang mit schulischen Anforderungen klagen viele Schüler*innen häufig über Bauchschmerzen, Übelkeit mit und ohne Erbrechen oder auch Kopfschmerzen. Manche neigen zu Schlafstörungen, bei einigen kann auch sekundäres Einnässen auftreten.

  3. Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen: Oft fällt es Schüler*innen mit Teilleistungsstörungen schwer, sich auf Aufgaben zu konzentrieren. Sie sind durch Störreize leicht abgelenkt, können zappelig, innerlich unausgeglichen sein. Eine zusätzliche Aufmerksamkeitsstörung (ADS/ADHS) tritt bei etwa einem Drittel dieser Schüler*innen zusammen mit einer Teilleistungsstörung auf (Komorbidität).
  4. Auffälligkeiten im Sozialverhalten: Wutanfälle, aggressives Verhalten oder verstärkte Trotzreaktionen oder auch später delinquentes Verhalten können Folgen einer Teilleistungsstörung sein.

Teilleistungsstörungen wie LRS und Dyskalkulie können dazu führen, dass es bei den Betroffenen im Verlauf der Schulzeit zu zunehmender Schulunlust, allgemeinem Schulversagen, aber auch Schulangst oder gar Schulverweigerung kommen kann. Psychische Auffälligkeiten sind häufiger als bei Schüler*innen ohne entsprechende Schulprobleme.

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